Irgendwann ist es soweit. Beide Eltern sind tot und das Elternhaus muss geräumt werden. Das ist an und für sich schon eine aufwühlende Zeit. Emotional zusätzlich belastend wird es, wenn darüber unter den Geschwistern hitzige Diskussionen entstehen oder sogar tiefgründiger Streit aufkommt.
Dr. Christina Erdmann ist Diplompädagogin, Coach sowie Organisationsentwicklerin und hat dazu einen Spiegel Bestseller geschrieben «Adieu Elternhaus».
Diese Tipps aus dem begleitenden Interview im Spiegel haben uns besonders gefallen:
1. Erst fotografieren, dann räumen
Die Räume im Haus fotografieren, bevor die grosse Räumaktion startet. Das hilft einem später, sich an liebevolle Details zu erinnern und die inneren Bilder eines leeren, verlassenen Hauses schneller zu vergessen.
2. Gefühle offen teilen
Ehrlich kommunizieren, wieso einem ein Gegenstand viel bedeutet. Beispielsweise «Diese Tortenplatte bedeutet mir so viel, weil meine Mutter darauf immer meine Lieblingstorte serviert hat» oder «Dieser Füllhalter ist mir so wichtig, weil mein Vater damit all seine Briefe geschrieben hat - darunter auch sehr viele an mich, als ich im Ausland studiert habe.» Kennen die anderen Geschwister die emotionale Ebene, dann verändert sich die Diskussion über Gegenstände häufig.
3. Kategorie für Kategorie und nicht Zimmer für Zimmer
So wie unsere Generation das Vorgehen vielleicht von Ordnungsspezialistin Marie Kondo kennt, hilft dieses Vorgehen nicht nur beim Aufräumen, sondern auch beim Auflösen eines Haushaltes. Beispielsweise zuerst all das Geschirr, dann alle Bücher, Bilder, Brillen, Dokumente und so weiter. Vorteile sind: es geht schneller voran und das Aufteilen unter den Geschwistern fällt einfacher.
"Die meisten Menschen machen den Fehler, dass sie versuchen, alles gleichzeitig zu regeln, was in den seltensten Fällen funktioniert. Ich empfehle daher eine Systematisierung: Zuallererst muss man sich um die eigenen Erinnerungen an die Eltern und das Elternhaus kümmern und sich außerdem klar vor Augen führen, was alles zu tun ist. Und erst dann fängt das Räumen an. So lässt sich dieser Wirrwarr auffächern."
Dr. Christina Erdmann im Spiegel Interview
4. Man braucht weniger als man denkt
Die Stolperfalle ist da: Man stellt sich den eigenen Keller mit Kisten zu, die man selber dann wiederum jahrzehntelang nicht mehr anrührt. Häufig reicht schon ein Foto von einem Gegenstand, damit dieser nicht in Vergessenheit gerät und die Erinnerung an das Elternhaus lebendig bleibt.
5. Der grösste Liebesbeweis: ein Testament
Dr. Christina Erdmann bringt es auf den Punkt. Wenn Eltern rechtzeitig vorsorgen, ersparen sie der nachfolgenden Generation emotionalen Stress. Regelungen im Testament könnten beispielsweise lauten «Meinen Schmuck möchte ich gerne gemäss der beiliegenden Liste verschenken. Zu allen anderen Sachen habe ich keinen emotionalen Bezug und ihr müsst beim Verteilen keine Rücksicht auf mich nehmen» oder «Ich vertraue euch vollumfänglich. Egal, was ihr mit meinen Sachen macht, ich bin mit allem einverstanden.» Hilfe beim Ansprechen von Tabu's benötigt? Martina Bürki hat uns in einem Interview viele umsetzbare Ratschläge mitgegeben.
Weitere spannende Tipps und praktische Checklisten gibt es im Buch von Dr. Christina Erdmann zu finden
Quellen: spiegel.de, books.ch unsplash.com
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