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Physiotherapeutin Marion Heller über Fitness im Alter

Es kann nicht oft genug erwähnt werden. Senioren, die sich fit und beweglich halten, haben die grössere Chance auf ein langes selbstbestimmtes Leben im eigenen Zuhause. Generation2 hat mit der Physiotherapeutin Marion Heller, Mit-Gründerin der Praxis San Arte GmbH in Illnau, über körperliche Fitness im Alter gesprochen. Wichtiger als spezifische Übungen ist eine lustvolle Haltung gegenüber Bewegung jeder Art.


Physiotherapeutin Marion Heller, SanArte Illnau.
Marion Heller, Migründerin der Physiopraxis SanArte in Illnau: "Aus meiner Sicht ist der grösste Fehler im Seniorenalter, wenn man sich nicht mehr bewegt."

Wie alt sind Ihre ältesten Physio Patientinnen oder Patienten?

Meine älteste Patientin im Moment ist 86 Jahre alt. Meine jüngste Patientin war erst einige Wochen alt. Der Durchschnitt liegt aber eher bei 55 Jahren.


Welches sind die typischen Beschwerden?

Die häufigsten Beschwerden in diesem Alter sind Abnutzungen des Bewegungsapparates, die mit Schmerzen einhergehen – wobei diese sich meist schon in jüngeren Jahren (um 45 Jahre) zum ersten Mal zeigen oder Folgen von Unfällen oder früheren Verletzungen sind, die der Körper nicht mehr kompensieren kann. Zudem betreue ich sehr viele Patienten, die an allgemeiner Überlastung leiden.


Gibt es bestimmte Alterungs-Prozesse im Körper, die bei allen Menschen gleich verlaufen?

Generell kann man schon sagen, dass Gelenke – je älter wir werden und je weniger wir uns bewegen „rosten“ – sich degenerativ verändern.

Spannend an meinem Beruf ist, dass selbst bei gleicher Diagnose von 2 Patienten die Problematik doch nie die Gleiche ist. Jeder Mensch hat eine andere „Geschichte“, die sein Körper erzählt.


Welche Übungen empfehlen Sie Menschen über 70 um fit zu bleiben?

Übungen sind in einer Schmerzphase sehr hilfreich um aus dem Schmerzzyklus zu kommen. Auf Dauer sinnvoll ist aber jegliche Bewegung oder auch Gruppensport, die Spass machen und längerfristig lustvoll bleiben. Meine Erfahrung zeigt: Übungen werden auf Dauer langweilig und nicht mehr gemacht. Etwas Lustvolles bleibt.

Dabei sind die Bedürfnisse ganz verschieden. Das kann wandern, Volleyball spielen oder Tennis sein, aber auch Ballet oder Tai Chi.

Dazu kommt, dass man im Alltag möglichst alles mit Bewegung verbinden sollte, was sowieso gemacht werden „muss“. Der Klassiker dazu ist sicherlich: Treppe laufen – nicht den Lift nehmen.

Um auf die Frage zurück zu kommen – eine Übungsauswahl, die optimal für alle ist, gibt es nicht.


Sollen Senioren im Fitnesscenter trainieren?

Laut Studien verringert ein individuell angepasstes Krafttraining im Seniorenalter die Gefahr massiv für altersbedingte Knochenbrüche und hilft die Beweglichkeit zu erhalten. Genauso wichtig ist aber auch das Training des Gleichgewichtes im Alter – die Bewegung auf verschiedenen Unterstützungsflächen oder im Einbeinstand als Prophylaxe von Stürzen.

Dazu fällt mir als Alltagsübung das Zähneputzen auf einem Bein ein.

Wie verheilt ein einfacher Bruch (z.B. Hand, Bein) im Alter?

Leider verlangsamt sich die Stoffwechsellage ungefähr vom 50. Lebensjahr an zunehmend. Das heisst, auch ein einfacher Bruch heilt meist im Alter langsamer, aber im Normalfall problemlos.


Senioren beim Fitness
Auf Dauer sinnvoll ist jegliche Bewegung oder auch Gruppensport, die Spass machen und längerfristig lustvoll bleiben.

Was kann man im Alltag besonders falsch machen als Senior?

Aus meiner Sicht ist der grösste Fehler im Seniorenalter, wenn man sich nicht mehr bewegt. In welcher Form auch immer, das kann vom täglichen Spaziergang über Rudern bis zum Gruppensport alles enthalten.

Es gibt einen guten Spruch auf Englisch, den ich dazu gerne verwende: „if you don’t use it, you loose it“. Zu Deutsch: was nicht benutzt wird, geht verloren.


Wie können Angehörige ihre Eltern in der körperlichen Gesundheit unterstützen?

Das ist eine sehr wichtige Frage. Generell kann das ein Mensch nur für sich selbst entscheiden. Jemanden zu überzeugen, hat meist keinen längerfristigen Erfolg.

Allerdings helfen Hinweise auf das tolle Bewegungsangebot der ProSenectute vor Ort oder auf ein lokales Angebot, das man als passend erachtet.

Aber auch regelmässiges Arbeit im eigenen Garten sollte man als „Training“ nicht unterschätzen.


Worauf werden Sie später im Alter und aufgrund Ihrer Erfahrung mit älteren Patienten selber besonders achten?

Den Grundstein für ein genussvolles Bewegen setzt man sehr früh, deshalb bin ich dankbar, dass ich mich gerne bewege. Nichts spezifisches oder exzessiv, aber von vielem etwas. Dies werde ich auch im Alter versuchen beizubehalten.

Zudem spricht mich auch der soziale Aspekt in einer Gruppe an, sodass ich auch gerne regelmässig eine Yogastunde besuche.


Gibt es Sportarten, von denen Sie ab einem bestimmten Alter abraten?

Solange keine medizinisch vorgeschriebenen Einschränkungen bestehen, sehe ich bei massvollem Training - ausser Extremsportarten - keinen Sportart, die nicht auch im Alter praktiziert werden können.




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